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Mike Kelley

*1954 in Detroit/Michigan, lebt und arbeitet in Los Angeles



Projekt: Petting Zoo (Streichelzoo)

Die Engel, die nach Sodom und Gomorrah gekommen waren, dem sprichwörtlichen Treiben ein Ende zu setzen, warnten allein Lot und seine Familie, die Stadt zu verlassen. Obwohl es Lots Frau verboten war, warf sie einen Blick zurück – und erstarrte zur Salzsäule. Die traurige Legende von denen, die sich Gottes Geboten widersetzen, bekommt einen versöhnlichen Ausklang in einem idyllischen Schlussbild: Tiere sollen seitdem zur Säule kommen und das Salz ablecken. Einen Steinwurf vom Münsteraner Hauptbahnhof entfernt inszeniert der amerikanische Künstler Mike Kelley die Legende neu, er erweitert die Szenerie um den Betrachter und lädt ihn ein, in seinen Zoo zu kommen, der alle Tage für jedermann geöffnet ist. Die Tiere dürfen gestreichelt und angefasst werden: Schafe, Ziegen, Ponys, alles Salz leckende Tiere, drängeln sich um die Säule von Lots Frau, die Mike Kelley nach Vorlagen in Kinderbibeln aus seiner Kindheit gestaltet hat. Das Streicheln von Tieren beruhigt Menschen erwiesenermaßen und soll sogar das Leben verlängern. Doch Zärtlichkeiten schaffen auch Abhängigkeiten, und in dem Wunsch, sich selbst und anderen nur das Beste zuteil werden zu lassen, erweist sich Liebe als blind. Befremdlicherweise werden den Tieren Videos vorgespielt. Auf drei Leinwänden werden Filmaufnahmen von drei nach Lots Frau benannten Felsformationen gezeigt, eine am Toten Meer, eine andere in New South Wales in Australien und eine dritte auf St. Helena.


Biographie

Seit seiner Teilnahme an der documenta 9 (1992) und 10 (1997) sowie seiner großen, aus dem Whitney Museum of American Art übernommenen Retrospektive im Münchner Haus der Kunst im Jahre 1995 gehört der US-Amerikaner Mike Kelley auch in Deutschland zu den vieldiskutierten Künstlern. Mit Objekten und Installationen, aber auch Performances lenkt er den Blick auf unterschwellig vorhandene kollektive Ängste und Begehren, die er vor allem in der amerikanischen, religiös geprägten Mittelklasse lokalisiert. Kelley versteht sich als ein 'blue-collar anarchist', der den verklärenden Schleier angeblicher Erinnerungen lüftet und die hinter dieser bürgerlichen Fassade versteckten Verdrängungen und Tabus in seiner Kunst zum Thema macht. Dabei werden die aus dem Dunkel aufscheinenden Welten mal in sublimer, mal in unheimlicher Weise in Szene gesetzt. „Dinge anschauen, Strukturen analysieren, Beziehungen herstellen, dazu schwarzer Humor": Kelleys oftmals sarkastische Arbeiten sind systemkritische Enthüllungen, die als Leitmotiv auch in den vom Künstler kuratierten Ausstellungen wiederkehren.

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