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Deimantas Narkevicius

*1964 in Utena/Litauen, lebt und arbeitet in Vilnius




Projekt: The Head (Der Kopf)

Deimantas Narkevièius studierte Anfang der 1990er Jahre in Vilnius Bildhauerei, als die „samtene Revolution“ dem Sozialistischen Realismus in Litauen ein Ende setzt. Innerhalb weniger Tage sind fast alle Denkmale der Sowjetzeit aus der Stadt entfernt worden. Riesige Monumente purzeln vom Sockel – und der junge Bildhauer wechselt zum Film. Durch eine einfache Montage, indem er die Bilder rückwärts laufen lässt, stürzt die Leninfigur in Once in the XX Century nicht vom Podest, sie wird unter Applaus aufgerichtet – der Kommentar des Künstlers zum Bildersturm. „Die Leute schienen zu glauben, die Gesellschaft würde sich sofort nach Entfernung dieser Objekte ändern“, dabei hatten sie nur die stummen Zeugen der Geschichte beseitigt. Einige von ihnen wie der gigantische Marx-Kopf in der ehemaligen Karl-Marx-Stadt, heute Chemnitz, haben überlebt. Als Lew Kerbel 1967 den Auftrag erhielt, eine Monumentalplastik von Karl Marx für einen innerstädtischen Aufmarschplatz zu gestalten, überraschte er mit seinem Entwurf des Bronzekopfes auf einem Sockel: „Karl Marx braucht keine Beine, keine Hände, sein Kopf sagt alles.“ Sieben Meter hoch, ebenso breit, neun Meter tief, 40 Tonnen schwer ist der Kopf des Denkers. Eine Viertelmillion Menschen sollen 1971 die Enthüllung bejubelt haben. Reaktionen auf das Denkmal, heute und damals, präsentiert ein Film des Künstlers. Die erste Projektidee von Deimantas Narkevièius hätte erprobt, wie weit sich die Gesellschaft tatsächlich geändert hat, im Osten wie im Westen. Sein Vorschlag sah vor, den Marx-Kopf in Chemnitz abzubauen, nach Münster zu transportieren, dort für die Dauer von skulptur projekte münster 07 aufzustellen und anschließend an seinen alten Platz zurückzubringen. Leider konnte dieser Vorschlag nicht umgesetzt werden. Marx in Münster bleibt eine Idee, aber die Idee bewegt die Vorstellung.


Biographie

Seitdem er Litauen auf der 49. Biennale in Venedig 2001 vertreten hat, ist der Film- und Videokünstler Deimantas Narkevicius international kein Unbekannter mehr. Seine Filme reflektieren vordergründig die kommunistischen Erfahrungen Litauens, greifen aber darüber hinaus. Narkevicius geht es einerseits um die Wahrnehmung von Geschichte, die durch Ideologien, aber auch durch Utopien modifiziert werden kann. Andererseits thematisiert der Künstler soziale Prozesse, indem er die existentielle Vernetzung der im Mittelpunkt der Filme stehenden Menschen mit deren urbanem und wirtschaftlichem Umfeld kenntlich macht. Um diese Verknüpfungen zu reflektieren, überlagern sich in seinen Filmen unterschiedliche Filmtechniken und narrative Vorgehensweisen. Narkevicius, der sein Studium als Bildhauer abschloss, begreift das Filmemachen als das Anfertigen von digitalen Skulpturen. Es geht ihm in seiner Arbeit darum, Orte zu definieren und deren spezifische Struktur herauszuarbeiten.

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