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Martha Rosler

* New York City, lebt und arbeitet in New York City und Malmö




Projekt: Unsettling the Fragments (Erschütterung der Fragmente)

Geschichte tut weh, auch Denkmale können darüber nicht hinweg täuschen. Das Bemühen, das Leiden zu vergessen, sucht nicht selten die Spuren des Vergangenen im Stadtbild zu verwischen oder auszulöschen. Martha Rosler dagegen fragt sich, warum sich Geschichte bruchlos darstellen muss? Charakterisieren nicht Widersprüche eine lebendige Stadtgesellschaft? Die amerikanische Konzeptkünstlerin möchte Perspektiven erweitern und überzieht Münster mit einem Memory. Sie inszeniert ein Wechselspiel der Architektursymbole – der Betrachter deckt ein Bild auf und sucht sein Pendant.

Das Adleremblem des ehemaligen, unter der Leitung von Ernst Sagebiel 1935 errichteten Lufttransportkommandos der Wehrmacht (heute Lufttransportkommando der Bundeswehr), steht auch auf einem Masten vor den Münsterarkaden, entworfen von Josef Paul Kleihues – das Hakenkreuz in seinen Klauen wurde nach dem Krieg weggemeißelt. Die Käfige der Wiedertäufer finden sich an der Lambertikirche und an der Fassade der Stadtbibliothek. Im Botanischen Garten wächst ein Bambustunnel, der auch am Chor der Lambertikirche steht und die Besucher von dort zur Stadtbücherei leitet. Vom Militär zur Wirtschaft zur Kirche zur Kultur und zum Wissen: alle tragen mit ihren Fragmenten zum heutigen Stadtbild bei. Da sich die Arbeit über die ganze Stadt verteilt, hat Martha Rosler die Fassade der Stadtbücherei mit Infotafeln und einem Index aller Objekte und ihrer Standorte bestückt, die ihre Lesart der Stadt vermitteln.


Biographie

Martha Rosler orientiert sich in ihren Werken an konkreten politischen und gesellschaftlichen Themen und ihrer Kritik. Vergleichbar mit dem Engagement John Heartfields, der durch seine Collagen eine Kritik, wenn nicht gar Veränderung aktueller Politik erreichen wollte, zeigt Rosler z.B. in ihren Arbeiten „Bringing the War home/House beautiful“ die US-amerikanische Expansionspolitik in Vietnam und ihren Widerspruch zu den inneramerikanischen Lebensverhältnissen in den 1960er und 1970er Jahren. Früh schon greift sie virulente Themen wie Genderfragen, Rassismus und Klassensegregation in unterschiedlichen Medien, wie Video oder Installationen, auf. Ihre Methodik und Bildsprache entsteht in enger Auseinandersetzung mit der zeitgleichen Theorie in Philosophie und Soziologie. Rosler fertigt seit den 1960er Jahren auch eigene belletristische und theoretische Texte an. Mitte der 1970er Jahre verknüpft sie tagebuchartige Recherchen als Auspackerin in einer Fast-Food-Kette mit konzeptkünstlerischen Darstellungsformen. Diese Rechercheansätze gekoppelt mit ihrem Interesse an der Ästhetik und der Zugänglichkeit des öffentlichen Raumes führen später zu ihrem kuratorischen Projekt „If you lived here...“ (1989) über die Lebensbedingungen in New York im Zuge der Aids-Krise und der um sich greifenden Gentrification.

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