Pawel | AlthamerMichael | AsherNairy | BaghramianGuy | Ben-NerGuillaume | BijlMartin | BoyceJeremy Deller | Michael | Elmgreen und Ingar DragsetHans-Peter | FeldmannDora |
GarciaIsa | GenzkenDominique | Gonzalez-FoersterTue | GreenfortDavid | HammonsValérie | JouveMike | KelleySuchan Kinoshita | Marko | LehankaGustav | MetzgerEva | Meyer und Eran SchaerfDeimantas | NarkeviciusBruce | NaumanMaria |
PaskManfred | PerniceSusan | PhilipszMartha | RoslerThomas | SchütteAndreas | SiekmannRosemarie | TrockelSilke | WagnerMark | WallingerClemens von Wedemeyer | Annette | WehrmannPae
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Das alte Kino Metropolis neben dem Hauptbahnhof am Berliner Platz ist nur noch eine Fassade. Es steht seit Jahren leer. Die Sessel sind verkauft, die Leinwand vergilbt. Der Ausnahmezustand, ein Kino, das keine Filme zeigt, ist zur Regel geworden und bildet eine Art Zwischenraum, den Clemens von Wedemeyer zu nutzen weiß, um die Bedingungen des Kinos zu reflektieren. Drinnen im dunklen Saal lief in einer Endlosschleife sein Film, der das Draußen zeigt, das Bahnhofsareal, die unmittelbare Umgebung des Kinos. Dokumentarische Aufnahmen einer versteckten Kamera kombinierte Clemens von Wedemeyer mit inszenierten Aufnahmen. Darsteller spielen Passanten, und Passanten werden dadurch zu Darstellern. Ein Film ohne Handlung, eher ein stiller Beobachter. Der Bahnhof ähnelt dem Kino, er bietet Einsamen das Gefühl, dazu zu gehören. „Hier halten sich die Leute auf, die sonst nicht wissen, wohin mit sich selbst – oder die woanders in dieser Stadt noch keinen Platz gefunden haben.“ Clemens von Wedemeyer lässt diese Randfiguren der Gesellschaft schweigend zu Wort kommen. Gleichzeitig war das Kino ein Informationspunkt von skulptur projekte münster 07 und Schauplatz zahlreicher Veranstaltungen aus dem Rahmenprogramm.
Clemens von Wedemeyer, dessen Werke jüngst in einer Einzelausstellung im Kölnischen Kunstverein zu sehen waren, entwirft in seinen Filmen weniger lineare Handlungen als vielmehr verdichtete Bilder. Oft handelt es sich dabei um dokumentarische Essays, deren Charakter zugleich systematisch gebrochen wird: durch punktuelle Unschärfen in Ton und Bild, Filmzitate, dramatische Lichteffekte und die Unbestimmbarkeit von Ort und Zeit verdichten sich die nüchtern-sachlichen Sequenzen zu metaphorischen, überzeitlichen Bildern. Oft werden Handlungen isoliert und in einen fremden Kontext gestellt, der die alltäglichen Szenen ins Absurde wendet. Die Auflösung des Dokumentarischen wird unterstützt durch die Konzeption der Filme als Loop oder Fragment. Diese Brechung in den Arbeiten Wedemeyers bedeutet hingegen keine Abkehr von der Wirklichkeit, sondern im Gegenteil den Versuch, ihrer Komplexität gerecht zu werden. Vielen Filmen ist ein gleichberechtigtes ‚Making of’ an die Seite gestellt, das Bedingungen und Hintergründe der Produktion beleuchtet. Das ‚Making of’ liefert Informationen, die das Verständnis des Filmes beeinflussen und die absurden oder metaphorischen Anklänge in vielen Fällen verstärken.
Thematisch kreisen Wedemeyers Arbeiten um gesellschaftliche Entwicklungen und Machtstrukturen im Verhältnis zu Architektur, Stadt und Raum. In ‚Silberhöhe’ und ‚Die Siedlung’ wird die Architektur zweier Plattenbausiedlungen zum Ausdruck politischen Umbruchs und des Scheiterns städtebaulicher Utopien.