Pawel | AlthamerMichael | AsherNairy | BaghramianGuy | Ben-NerGuillaume | BijlMartin | BoyceJeremy Deller | Michael | Elmgreen und Ingar DragsetHans-Peter | FeldmannDora |
GarciaIsa | GenzkenDominique | Gonzalez-FoersterTue | GreenfortDavid | HammonsValérie | JouveMike | KelleySuchan Kinoshita | Marko | LehankaGustav | MetzgerEva | Meyer und Eran SchaerfDeimantas | NarkeviciusBruce | NaumanMaria |
PaskManfred | PerniceSusan | PhilipszMartha | RoslerThomas | SchütteAndreas | SiekmannRosemarie | TrockelSilke | WagnerMark | WallingerClemens von Wedemeyer | Annette | WehrmannPae
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Zwischen Ich und Du steht das „und“ – es ist die gesprochene Sprache, die verbindet. Es sind auch die Worte, die trennen – wenn das „und“ auf einmal fehlen würde, beispielsweise. Es gibt ein Spiel aus Kindertagen, das einfacher als jede Sprachtheorie die Abhängigkeit von Sprache und vom Verstehen deutlich macht. Suchan Kinoshita führt es wieder auf: „Stille Post“ wird es im Deutschen genannt, „Chinese whispers“ im englischen Sprachraum, in Frankreich unter dem Namen „Téléphone arabe“ bekannt. Jemand flüstert einem anderen etwas ins Ohr, der gibt das Verstandene weiter an den Nächsten und so weiter, bis am Ende einer langen Kette etwas gehört wird, was mit dem Anfang nichts mehr zu tun hat. Es gibt Missverständnisse und Fehlinterpretationen. Suchan Kinoshita suchte Sätze aus Illustrierten, aus Schriften verschiedener Philosophen und Sprachtheoretiker aus und ließ ihre Sprecher selber Sätze erfinden. Dazu brachte die Künstlerin „Störenfriede“ ein, die bewusst die Sätze veränderten und einen neuen Anfang setzten, indem sie sie in eine andere Sprache übersetzten. Mit sensiblen Aufnahmetechniken lauschte Suchan Kinoshita der „Stillen Post“ – das Gesprochene unterliegt einem permanenten Wandel. Es lässt sich hören: 24 Stunden täglich, ohne Pause, abgespielt im Schauraum der Münsteraner Handwerkskammer, der sich zur Straße hin öffnet, so dass der Blick zwangsläufig nach draußen wandert. So verharrend, das Ohr der „Stillen Post“ gewidmet, den Blick ins Weite gerichtet, lässt sich gut über Wilhelm von Humboldts Äußerung spekulieren, dass der Mensch von der Sprache immer in ihrem Kreise gefangen gehalten wird.
Die in Tokio geborene Künstlerin ist eine Grenzgängerin im Wortsinne. In Installationen, Aktionen, modellhaften Architekturen und Filmen treibt sie ihr Spiel mit dem klar Definierten. Grenzgebiete und Grauzonen sind ihr bevorzugter Handlungsraum. Kinoshitas Beschäftigung mit dem experimentellen Theater während ihrer langjährigen Mitarbeit am Theater am Marienplatz in Krefeld prägt ihre Werke. Viele von Kinoshitas Rauminstallationen unterliegen einer beständigen Veränderung und nehmen dadurch Theater- oder Performanceelemente auf. In den Installationen, die alle Sinne ansprechende Erfahrungsräume darstellen, arbeitet Kinoshita mit Neonschrift, Projektion, Gesang, Geräuschen, mechanischen Effekten ebenso wie mit ephemeren Elementen wie Staub und Seifenblasen. Der Betrachter wird, teils durch detaillierte ‚Regieanweisungen’ der Künstlerin, zum Mitwirken an den komplexen Inszenierungen aufgefordert. In der Städtischen Galerie in Nordhorn treibt Kinoshita die Durchdringung von Bildender Kunst und Theater noch weiter. Im Publikumsraum einer Theatersituation stellt sie 200 Personen aus. Die Ausstellungsbesucher betreten den verdunkelten Raum über die Bühne und finden sich in einem Wechselspiel von Ausgestellt-Sein und Kunstbetrachtung wieder. In vielen ihrer Filme lotet Kinoshita das Grenzgebiet zwischen Traum, Vorstellung und Wirklichkeit aus. Auch in ihren Installationen treibt sie durch die Überlagerung oder das Wechselspiel von Life-Übertragung, Filmprojektion und gerahmter Wirklichkeit ein Spiel mit verschiedenen Realitätsebenen. Andere Installationen bestehen aus hölzernen, teils skulpturalen Verschlägen, die oft nur einem einzigen Besucher Platz bieten. Als Architektur in der Museumsarchitektur positionieren sie sich im Spannungsfeld von Öffentlichem und Privatem.