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Marko Lehanka

*1961 Herborn (Hessen), lebt und arbeitet in Frankfurt und Butzbach




Projekt: Blume für Münster

Blumen anzuschauen hat etwas Beruhigendes, schreibt Sigmund Freud, sie kennen weder Emotionen noch Konflikte. In Münsters „guter Stube“ jedoch, dem Prinzipalmarkt, steht aufgeständert auf einem Mast eine Blume mit Blättern aus halbierten Surfbrettern und erzählt wirre Geschichten, die allesamt tödlich enden. Den Blütenkelch nehmen ein Monitor und ein Lautsprecher ein, die mit einem Computer verbunden sind. Dessen Software, von Marko Lehanka selbst in den letzten Jahren entwickelt, generiert Geschichten, die alle in Münster spielen und deren Helden Münsteraner sind: der Künstler hat Vor-, Nach- und Straßennamen aus dem Telefonbuch der Stadt in seinen Computer eingegeben. Dazu misst eine Wetterstation das Klima, so dass die aktuellen Wetterdaten in die Geschichten einfließen. Marko Lehanka nimmt in seinem Werk wie in dieser Arbeit das Lokale zum Maßstab des Globalen – „Ich selbst wohne auch in Münster, allerdings in Butzbach-Münster.“ Der Schluss aller Geschichten ist festgelegt: Sie enden mit dem Tod der auftretenden Personen. Das schwarze, kalte Herz der Blume ist zu entschuldigen, ein Abgang nach dem anderen ist für den Computer die logischste Art und Weise, eine Geschichte zu beenden. Der Lautsprecher stammelt lakonisch Exitus um Exitus, doch bei der Fülle an Informationen, die Städte unaufhörlich berieseln, erscheint das konfuse Gerede der Blume vielleicht sogar sinnvoll – und zeugt vom schwarzen Humor des programmierenden Künstlers Marko Lehanka.


Biographie

Trivial ist die Welt von Marko Lehanka und es ist nicht nur der Alltag, der dem Betrachter in den Werken des Künstlers wieder begegnet, sondern es ist die mit dem Alltag verbundene Banalität des Gesehenen, die zunächst überrascht. So entstanden z.B. seit 1991 verschiedene Serien von 'Bierflaschen', in die typische Satzfetzen eingraviert sind, die bei Trinkgelagen zu hören sind und dabei alle Bereiche des Lebens streifen. Auch die Persiflage ist für Lehanka ein typisches Stilmittel seiner Kunst. In einem im Jahre 2000 realisierten Raum im Frankfurter Museum für Moderne Kunst (MMK) zeigte der Künstler z.B. eine sich an Albrecht Dürers 'Bauernsäule' (1525) anlehnende, gleichnamige Konstruktion, die nicht, wie bei Dürer, von einem erdolchten Bauern bekrönt wird, sondern von einem, der lässig raucht. Lehanka, der 1985-1990 an der Frankfurter Städelschule studiert hat und 1993 den Florentiner Villa Romana-Preis erhielt, war 2001 Teilnehmer der Biennale in Venedig, wo er im italienischen Pavillon eine Rauminstallation um die 'Bauernsäule' arrangierte. Lehankas Werk bedient sich häufig der Improvisation und des spontanen Einfalls, die er entweder in ein Werk fest überführt oder aus deren Geist er eine Aktion oder Performance gestaltet. Mit den Aktionen seiner wechselnden Mitarbeiter des 1993 gegründeten 'Mädcheninstituts Lehanka' bewegte sich der Künstler dabei auf der Grenze zwischen Nonsens und Absurdität. Dabei bleibt Lehanka, der sich vieler künstlerischer Medien bedient, ein stilsicherer Beobachter des Alltags und weiß ihm mit Witz zu begegnen.

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