Eingeladene Künstlerinnen und Künstler



Pawel_Althamer | Michael_Asher | Nairy_Baghramian | Guy_Ben-Ner | Guillaume_Bijl | Martin_Boyce | Jeremy Deller | Michael_Elmgreen und Ingar_Dragset | Hans-Peter_Feldmann | Dora_Garcia | Isa_Genzken | Dominique_Gonzalez-Foerster | Tue_Greenfort | David_Hammons | Valérie_Jouve | Mike_Kelley | Suchan Kinoshita | Marko_Lehanka | Gustav_Metzger | Eva_Meyer und Eran_Schaerf | Deimantas_Narkevicius | Bruce_Nauman | Maria_Pask | Manfred_Pernice | Susan_Philipsz | Martha_Rosler | Thomas_Schütte | Andreas_Siekmann | Rosemarie_Trockel | Silke_Wagner | Mark_Wallinger | Clemens von Wedemeyer | Annette_Wehrmann | Pae_White

 


archiv_77/87/97/07 | switch+ | Visuelles_Konzept

 


schliessen

Eva Meyer und Eran Schaerf

*1950 in Freiburg, Schaerf *1962 in Tel Aviv, leben und arbeiten in Berlin




Projekt: Sie könnte zu Ihnen gehören

„Sie könnte zu Ihnen gehören“, die Stadt Münster – klingt das nach einer Drohung oder nach einem freundlichen Angebot? Eva Meyer und Eran Schaerf legen sich nicht fest. Der Zuschauer selbst hat die Wahl. Das Künstlerpaar – die Philosophin kommt aus Freiburg, der Künstler aus Tel Aviv – hat sich ins Hotel Mauritzhof zurückgezogen und zeigt Münster aus einer anderen Perspektive: Nicht wie es sich dem Besucher darbietet, sondern dem Auge der Kamera. „Wir werden an Münster als Film und an den Film als Münster herangehen,“ hat Eran Schaerf postuliert. Die Stadt wird zu einer Skulptur im Medium des Films, indem das Künstlerpaar einen Film aus einer Montage von drei Filmen, die in Münster gedreht wurden oder spielen, macht: Alle Jahre wieder von Ulrich Schamoni, gedreht im Dezember 1966, Desperate Journey von Raoul Walsh, aufgenommen 1941/42 in Hollywood-Kulissen, und der Dokumentarfilm Zwischen Hoffen und Bangen, mit Privataufnahmen der Münsteraner Familie Gumprich aus den Jahren 1937–39. Die Montage von Versatzstücken aus diesen Filmen und selbst gedrehtem Material erschafft einen neuen filmischen Raum, ein filmisches Münster, in dem die Grenzen zwischen Fiktion und Dokumentarischem ununterscheidbar sind und jeder Zuschauer sein eigenes Münster konstruieren kann.


Biographie

Nach seinem Studium der Architektur, des Städtebaus, von Video und Fotografie sowie seiner Übersiedlung nach Berlin im Jahre 1985 entwickelte Eran Schaerf ein Medien und Gattungen übergreifendes Werk, das zwischen Erzählung und Spiel angesiedelt ist. Für die Ausstellung 'Schneider und Sohn' in der Berliner Galerie Zwinger baute der Künstler 1991 ein Environment aus Alltagsgegenständen, das in vielfacher Weise mit Bild- und Wortkomponenten verknüpft war und 1992 zur Einladung auf die documenta führte, dem 1993 Einladungen zur Biennale in Venedig und 1998 zur Manifesta folgten. Deutsch ist für Schaerf nicht die Muttersprache und diese Distanz ist es, die es dem Künstler erlaubt, Sprache wie eine Skulptur zu bearbeiten. Das führt oft dazu, dass der Zugang zu Schaerfs Werken sperrig ist, weil sie sich nicht leicht auf den Begriff bringen lassen und der Künstler statt festgeschriebener Konzepte die Verknüpfung zu neuen Zusammenhängen bevorzugt. Andererseits führt diese Schwerpunktsetzung Anfang der 1990er Jahre auch zur Zusammenarbeit mit der Philosophin und Schriftstellerin Eva Meyer. Deren wissenschaftlichen und künstlerischen Arbeiten laufen parallel und sind vielfach miteinander verbunden. Engagiert in der feministischen Bewegung wird Meyer nach ihrer Promotion ('Zählen und Erzählen. Für eine Semiotik des Weiblichen', 1982/83) zu zahlreichen Gastprofessuren in Europa und den USA eingeladen und seit 2003 ist sie Professorin an der National Academy of Fine Art in Oslo. In ihrem letzten Buch 'Von jetzt an werde ich mehrere sein' unternimmt Meyer 2003 den Versuch, ein Verhältnis von Bild und Schrift zu bestimmen, das ohne die übliche Hierarchisierung auskommt. Das von der Philosophin beschriebene Lesen von Texten mit Hilfe einer Theorie des Kinobildes hinterfragt den Status des Bildes und zeigt die Nähe Meyers zur künstlerischen Arbeit von Eran Schaerf.

Seit 1997 arbeiten beide vermehrt an der Produktion von Hörspielen und Filmen. In der tonlosen Filmversion 'Europa von weitem' (1999) zeigen sie beispielsweise alltägliche Szenen in Brüssel, die in einer dritten Version mit einem gleichnamigen Hörspiel verbunden werden, das ohne Kenntnis der Filmbilder komponiert wurde und in der synchronen Wahrnehmung Synergien hervorruft. Dem Werk von Schaerf und Meyer ist das Schaffen neuer Sinnzusammenhänge eigen.

schliessen | nach oben