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Manfred Pernice

*1963 in Hildesheim, lebt und arbeitet in Berlin




Projekt: D&F. Anlage-Y.E.S. (Ü)

Sein Material erzählt Geschichten: das Holz kommt von verschiedenen Baustellen, mancher Türrahmen hat schon viele Jahre in einem Wohnzimmer verbracht, und noch als Teil einer eigenständigen Skulptur schwingt in ihnen das Lied ihrer vorherigen Existenz. Auf diese Weise, verdichtend, überlagernd, setzt Manfred Pernice Räume zueinander in Beziehung. Ebenso großzügig, wie er das Nebeneinander vieler Architekturen in seinem Werk zulässt, verfährt er auch mit ihrem Standort. An der Grünfläche Engelenschanze, die im Herzen der Münsteraner Innenstadt auf dem Weg zum Bahnhof liegt, erstellt Manfred Pernice eine „Denkmal- & Freizeit-Anlage“. Nachdem die Steinbänke unter einer Betonplatte verschwinden mussten, hat er auf der so entstehenden Plattform einen Stahlpavillon mit Glasdach gestellt, den der Berliner Künstler aus Hohenschönhausen, einem Bezirk im Osten Berlins, nach Münster geholt hat. Dazu errichtet er eine Säule nach dem Vorbild der Schmitz-Säule aus der Kölner Altstadt (die den exakten Abstand zum Mond festhält und in dem Moment enthüllt wurde als Neil Armstrong seinen Fuß auf den Trabanten setzte), nun jedoch versehen mit Inschriften, die auf Münster Bezug nehmen. Eine Standortbestimmung, eine neue Peilung wird vorgenommen, hier an der Engelenschanze, die selbst eine wechselhafte Geschichte kennt. Von der Bastion zum Wohnsitz von Johann Engelen, über die Zerstörung im Krieg, in dessen Folge von der Engelenschanze nur ein kleiner Park geblieben war, bis zum Standort von George Rickeys kinetischer Plastik, der ersten modernen Freiplastik der Stadt. Ihr Erwerb 1975 stieß bei vielen Münsteranern auf Widerstand und wurde zum Anstoß für die erste Auflage der Skulptur Projekte in 1977.


Biographie

Manfred Pernice entwickelt seine Arbeiten aus einfachsten, oft gebrauchten Materialien, wie Pappe oder Pressspanplatten. Die Werke tragen die Spuren ihrer Herstellung und Verwendung, sind stellenweise farbig gefasst oder mit Fotos und Skizzen beklebt. Pernice interessiert sich für das Verhältnis von Innen- und Außenräumen. Ihm liegt fast klassisch bildhauerisch an der Organisation von Masse und er entwirft dabei autonome plastische Objekte, die sich der Kategorienbildung zunächst entziehen. Der Künstler, der 1997 auf der Biennale in Lyon, 2000 auf der manifesta, 2002 auf der documenta und ein Jahr später auf der Biennale in Venedig vertreten war, schafft Werke, die manchmal als Mobiliar fungieren können, sich auf Architektur beziehen oder der Informationsvermittlung dienen. In seinem Misstrauen gegen vorgefertigte Baukastensysteme arbeitet Pernice gegen die in der Gegenwart vorherrschende Gradlinigkeit und entwickelt Antiformen, deren Identität und Funktion variieren. Seine ästhetischen Module fordern vom Betrachter, sich ihnen gegenüber ständig neu zu positionieren und beispielsweise Größenverhältnisse auf ihre Verlässlichkeit zu hinterfragen.

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