Pawel | AlthamerMichael | AsherNairy | BaghramianGuy | Ben-NerGuillaume | BijlMartin | BoyceJeremy Deller | Michael | Elmgreen und Ingar DragsetHans-Peter | FeldmannDora |
GarciaIsa | GenzkenDominique | Gonzalez-FoersterTue | GreenfortDavid | HammonsValérie | JouveMike | KelleySuchan Kinoshita | Marko | LehankaGustav | MetzgerEva | Meyer und Eran SchaerfDeimantas | NarkeviciusBruce | NaumanMaria |
PaskManfred | PerniceSusan | PhilipszMartha | RoslerThomas | SchütteAndreas | SiekmannRosemarie | TrockelSilke | WagnerMark | WallingerClemens von Wedemeyer | Annette | WehrmannPae
White
*1968 in Göppingen, lebt und arbeitet in Frankfurt a.M.
Paul Wulf kam mit sieben Jahren in ein Heim, denn die Wohnung war zu klein für die Familie mit vier Kindern. Im Jahr 1932 wurde er in eine Anstalt für Geisteskranke verlegt; als die Eltern ihn wieder aufnehmen wollten, wurde er für schwachsinnig erklärt und im März 1938 im Landeskrankenhaus Paderborn zwangssterilisiert. Es war der Tag nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. „Mit dem ‚Sieg Heil, Sieg Heil‘ bohrte sich das vernichtende Messer in meinen Leib.“ Paul Wulf war damals sechzehn. Er sollte noch 60 Jahre leben. Seit 1949 führte er ergebnislose Prozesse gegen den Staat. Die Münsteraner kannten ihn, wie er durch die Straßen marschierte, ein trotz seiner Größe schmächtig wirkender Mann, vorn übergebeugt, eine schwere schwarze Aktentasche voller Papiere und Zeitungsausschnitte seiner antifaschistischen Dokumentation unter dem Arm. Als ein Sammler von verdrängten Geschichten, konnte Paul Wulf Passanten mit dem Inhalt seiner Aktentasche konfrontieren und ihnen Fragen stellen, die sie sich nie gestellt hätten. Jetzt steht er da, 3,50 Meter groß, als Denkmal vor dem Stadthaus. Eine Skulptur, die gleichzeitig als Litfasssäule dient. Als hätte sich der Inhalt seiner Aktentasche auf seinem Mantel niedergelassen, ist auf der Säule eine Geschichte „Münsters von unten“ plakatiert, eine Dokumentation politischer Zeitgeschichte, des Häuserkampfes in der Stadt oder der Anti-AKW-Bewegung. Mit ihrem Projekt, für das die Künstlerin die Zusammenarbeit mit dem Umweltzentrum-Archiv-Verein in Münster gesucht hat, stellt Silke Wagner eine Öffentlichkeit für komplexe Inhalte her. Wichtiger Bestandteil ist die Erstellung einer Website und die Digitalisierung des Archivs, um einem breiten Publikum den Zugang zu ermöglichen.
Ausführender Bildhauer der Skulptur Paul Wulf: Herbert Rauer
Technische Umsetzung: Stephan Marienfeld
(www.uwz-archiv.de).
Kontakt:
Umweltzentrum-Archiv
c/o Don Quijote
Scharnhorststr. 57
48151 Münster
Das Werk der in Frankfurt lebenden Künstlerin Silke Wagner ist auf formaler wie auf thematischer Ebene sehr differenziert. Dennoch folgen viele ihrer Arbeiten einem gemeinsamen Prinzip: Sie deuten explizit auf soziale, politische oder ökologische Missstände. In Kooperation mit minoritären Gruppen initiiert Wagner Aktionen zur Hervorhebung, öffentlichen Verhandlung und aktiven Veränderung dieser Situationen und Fragestellungen. Durch die Verortung der Projekte im Kunstbereich und Wagners konzeptuelle Methode provoziert die Künstlerin Verschiebungen in der Wahrnehmung und den Wirkungspotentialen der Objekte, Performances und Aktionen. Durch den Einsatz eines Kleinbusses mit der Aufschrift Lufthansa Deportation Class, der landesweit öffentliche Diskussionen über die Bereitstellung von Lufthansa-Flugzeugen zu Abschiebezwecken auslöste oder den Aufruf zur Scheinehe agiert Wagner einerseits dezidiert im politischen Bereich. Andererseits thematisiert sie private Ebenen der Repräsentation, wenn sie zum Beispiel über sich selbst Gerüchte streut oder ein Baukastensystem zur Konstruktion eines wahlweise funktionalen oder zweckfreien Möbelstücks entwickelt. Die Kunst dient als Tarnkappe und als Instrument. Immer regen die Werke Kommunikationsprozesse an, stellen einen Rahmen oder eine Plattform für gesellschaftliches Handeln und thematisieren die Bedingungen des Kunstbetriebs. In Projekten wie "Locals only" rückt der öffentliche Raum in den Mittelpunkt. Am Beispiel des Street-Skatens werden Möglichkeiten der Aneignung und Rückeroberung des Außenraums verhandelt.