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Mark Wallinger

*1959 in Chigwell, Großbritannien, lebt und arbeitet in London



Projekt: Zone

Der Mittelpunkt ist auf einer unscheinbaren Verkehrsinsel vor dem Aegidiimarkt und bildet das Zentrum eines Kreises, der die Innenstadt umfasst. Mark Wallinger hat eine fünf Kilometer lange Schnur gespannt, die an der höchsten Erhebung in der Stadt 4,50 Meter Höhe erreicht, über dem Aasee sogar 15 Meter. Eine Skulptur am Himmel: Der Kreis durchschneidet Häuser, durchbohrt Fassaden. Wie so viele Grenzen ist auch die des Kreises nicht als solche zu erkennen. Man sieht sie, wenn man die Markierung sucht. Auf seinem Weg durch die Stadt wird der Betrachter die Schnur oft passieren, doch sie nur bemerken, wenn er den Blick nach oben wendet, den „höheren Dingen“ entgegen. Denn damit hat dieser Kreis des britischen Bildhauers auch zu tun. Der Talmud nennt es Eruv, ein nach überlieferten Regeln exakt eingegrenztes Gebiet, in dem einige der 39 Verbote, die orthodoxe Juden am Sabbat einhalten müssen, aufgehoben sind. Die von Mark Wallinger erzeugte Zone bedeutet auch eine transzendente Markierung, so wie die Mauern des Klosters für Jahrhunderte das geistliche vom weltlichen Leben trennten. Ohne dass es zu spüren ist, schlägt der Kreis den Betrachter in seinen Bann, und solange er sich in seinem Inneren bewegt, gehört er einer Gemeinschaft an.


Biographie

Der britische Künstler Mark Wallinger wurde 1999 international bekannt, als er für den monumentalen, leeren Sockel vor der National Gallery auf dem Londoner Trafalgar Square eine naturalistische, lebensgroße Christusfigur schuf. Die Figur aus Kunstharz und weißem Marmorstaub mit einer Krone aus vergoldetem Stacheldraht steht in deutlichem Kontrast zu den heroischen nationalen Denkmälern des Platzes. Dadurch zielt sie unter anderem auf ein Thema, das Wallinger in den 80er Jahren zu seinem Hauptanliegen macht: die Konstruktion und Repräsentation nationaler Identität in England. Die in den 80er Jahren entstehenden Werke dekonstruieren einerseits die Selbstdarstellung Englands während der Thatcher-Ära. Andererseits setzen sie sich entschieden vom "Internationalismus" der englischen Kunst ab.

In den 90er Jahren wird die Beschäftigung mit Religion ein zentrales Thema der Werke Wallingers. Sequenzen des christlichen Bildgedächtnisses werden genutzt, um alltägliche Situationen mit religiöser Bedeutung aufzuladen. Die Videoarbeiten, Fotografien und Objekte zielen jedoch nie auf eine eindeutige religiöse Botschaft. Vielmehr eröffnen ausgewählte biblische Texte, Gesänge oder Werktitel eine allegorische Vieldeutigkeit der Alltagssituationen. Wallinger untersucht in diesen Arbeiten das menschliche Grundbedürfnis nach einer transzendentalen Größe. Wie im Falle der Christusfigur sind der räumliche Kontext und die Rolle des Betrachters in vielen Werken Wallingers wesentlich. Das Aufstellen einer Kopie der Christusfigur in der Wiener Sezession stellt dem öffentlichen Raum den halböffentlichen gegenüber. Der Kontextwechsel löst eine deutlich veränderte Wahrnehmung des Werkes aus.

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